„Serielles Sanieren“ haben Sie schon einmal gehört, können sich darunter aber noch nichts Konkretes vorstellen? Damit sind Sie nicht allein, denn die kostengünstige und effiziente Variante zur Langzeitbaustelle ist in Deutschland noch vergleichsweise neu. Wir stellen Ihnen die Alternative zum konventionellen Sanieren vor, die über die Bundesförderung für effiziente Gebäude attraktiv gefördert und mit einem Sonderbonus bezuschusst wird.
Was ist das "serielle Sanieren"?
Erinnern Sie sich noch an die Plattenbauten aus den siebziger Jahren, insbesondere im Osten Deutschlands? Sie sind ein perfektes Beispiel für das „serielle Bauen“: Werkseitig vorgefertigte Plattenmodule wurden in großer Menge produziert, direkt zur Baustelle geliefert und in kurzer Zeit vor Ort zu ganzen Wohnkomplexen zusammengesetzt. Das Prinzip ist dem "seriellen Sanieren" ähnlich, denn auch Komponenten für Bestandsgebäude wie Fassaden-Module, Dachteile oder Haustechnik lassen sich auf diese Art fertigen und zeitnah verbauen.
Das serielle Fertigen von Neubaukomponenten gehört heute zum Alltag. Im Vergleich dazu ist das Erstellen von vorgefertigten Teilen für den Gebäudebestand so individuell wie die Gebäude selbst. Oft fehlen sogar genaue Baupläne der Immobilien, die das Erstellen von seriell gefertigten Bauteilen deutlich erschwert. Sollen Bestandsgebäude seriell saniert werden, ist daher exakte Vorarbeit wichtig: Zunächst müssen die Objekte mit Hilfe von 3D-Laserscannern und Drohnen digital vermessen werden. Die millimetergenauen Ergebnisse werden anschließend digital an Computer übertragen. Anhand dieser Daten können die benötigten Module genau geplant werden. Sind weitere Sanierungsmaßnahmen zu einem späteren Zeitpunkt notwendig oder erwünscht, können die gespeicherten Daten schnell und kostengünstig erneut als Basis herangezogen werden.
"Serielles Sanieren" – Großes Potenzial ab Werk
Um die sehr individuellen Module für das „serielle Sanieren“ anfertigen zu können, braucht es größtmögliche Flexibilität beim Produzieren. Das ist sicher einer der Gründe, warum das Verfahren in Deutschland noch in den Anfängen steckt. Experten sind sich jedoch einig: Das „serielle Sanieren“ wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle bei den Wohn- und Energieherausforderungen in Deutschland spielen, vielleicht sogar der große Gewinner in der Bauindustrie werden: Fachkräfte-Nachwuchs für das „serielle Sanieren“ zu finden ist leichter als in der klassischen Bauindustrie. Perspektivisch könnten automatisierte Verfahren sogar Personal und gleichzeitig Kosten einsparen. Zudem lassen sich die werkseitig gefertigten Module in kürzester Zeit verbauen und das ganzjährig. Innerhalb von vier bis sechs Monaten ist ein Bestandsgebäude saniert. Und das ist nicht nur optimal für alle Bewohnerinnen und Bewohner. Auch das Klima profitiert, wenn deutlich mehr Gebäude schneller energetisch saniert werden können.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Eine Reihe von privaten Unternehmen und Organisationen hat sich daher schon auf das „serielle Sanieren“ spezialisiert. Sie bieten Dienstleistungen von Design und Engineering bis hin zum Fertigen und Installieren an. Weitere Unternehmen werden nachziehen, denn nicht nur das Potenzial in diesem Segment, sondern auch die Nachfrage auf dem Markt ist groß.
Attraktiv gefördert ist halb saniert
Wenn Sie Eigentümerin oder Eigentümer eines älteren Mehrfamilienhauses sind, haben Sie vielleicht schon über eine Sanierung nachgedacht, Kosten und Aufwand aber bis jetzt gescheut. Mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gibt es keinen Grund mehr das Vorhaben nicht umzusetzen. Bringen Sie Ihre Immobilie durch eine Sanierung auf einen Effizienzhausstandard zwischen 40 und 85, können Sie für diese Maßnahme extrem zinsgünstige Förderkredite zwischen 120.000 Euro und 150.000 Euro in Anspruch nehmen. Das gilt auch, wenn Sie ein sanierungsbedürftiges Nichtwohngebäude besitzen und dessen Energieeffizienzklasse auf ein Niveau zwischen 40 und 70 erhöhen. In diesem Fall werden Sie mit 2.000 Euro pro m² Nettogrundfläche und insgesamt maximal 10 Mio. Euro gefördert. Zusätzlich winken für durchgeführte Maßnahmen attraktive Tilgungszuschüsse von bis zu 25 %.
Ihr Gebäude kann seriell saniert werden und erreicht danach den Effizienzhausstandard 40 oder 55? In diesem Fall winkt ein zusätzlicher Bonus von 15 % der gesamten Sanierungskosten, der im Rahmen der BEG in den Förderprodukten „Wohngebäude-Kredit“ (261), „Kommunen-Kredit“ (264) und „Kommunen-Zuschuss“ (464) eingeführt wurde. Wer aus seiner Immobilie unter diesen Voraussetzungen ein Effizienzhaus 40 EE macht, nimmt so ganz nebenbei einen Tilgungszuschuss von insgesamt 40 % der förderfähigen Kosten mit.
Sie haben ein „Worst Performing Building“ (WPB)? Dann erhalten Sie einen weiteren Bonus von 10 %. Kombinieren Sie alle Maßnahmen - also EE, serielles Sanieren und WPB - kommen Sie sogar auf einen Tilgungszuschuss von bis zu 20 %.
Gut zu wissen: Auch die Haustechnik lässt sich seriell sanieren. So gibt es beispielsweise vorgefertigte Dachmodule, die mit Photovoltaik, Wärmepumpe, Warmwasserspeicher und Smart Meter ausgestattet sind und komplett ausgeliefert werden.
Erst informieren, dann umsetzen
Stellen Sie Ihr Vorhaben zunächst Ihrer Volksbank Raiffeisenbank vor und binden Sie rechtzeitig eine Energieeffizienzexpertin oder einen Energieeffizienzexperten ein. Die Kosten für die Experten werden übrigens zusätzlich gefördert. Alles erledigt? Dann steht dem Start Ihres ganz persönlichen Sanierungsprojekts nichts mehr im Weg!