
Mit der Einführung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Jahr 2021 tauchte auch ein neuer Begriff in der Fördermittelbranche auf: Die Nachhaltigkeitsklasse (NH). Dabei handelt es sich um eine neue Abstufung bei der Klassifizierung von Effizienzhäusern. So kann ein KfW-Effizienzhaus 40 durch die Erfüllung zusätzlicher Kriterien zum Effizienzhaus 40 NH aufgewertet werden.
Nachhaltigkeitsklasse: Attraktive Konditionen bei Neubau-Förderung der KfW
Was macht die Nachhaltigkeitsklasse so interessant? Beim KfW-Förderprogramm Klimafreundlicher Neubau (297/298) gelten besonders attraktive Konditionen, wenn Sie mit Ihrem Neubau-Vorhaben eine Nachhaltigkeitszertifizierung anstreben.
Was ist das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude?
Die Auszeichnung Nachhaltigkeitsklasse bekommt ein Haus, indem es die Effizienzhaus-Kriterien bei den Messgrößen Primärenergiebedarf und Transmissionswärmeverlust einhält sowie das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude erlangt. Dieses staatliche Siegel wurde im Rahmen der BEG eingeführt und kennzeichnet Gebäude, die in besonderer Weise zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.
Beim Nachhaltigkeitssiegel gibt es zwei Abstufungen:
- QNG-PLUS: Die Kriterien für nachhaltiges Bauen werden überdurchschnittlich erfüllt
- QNG-PREMIUM: Die Kriterien für nachhaltiges Bauen werden deutlich überdurchschnittlich erfüllt
Diese Differenzierung bietet nicht nur den Bauherrinnen und Bauherren eine gute Einschätzung darüber, wie nachhaltig Ihr Haus ist. Auch auf dem Immobilienmarkt könnten sich das Siegel und seine Abstufungen als zusätzlicher Faktor für die Bestimmung des Marktwerts etablieren.
Kriterien für den Erhalt des Qualitätssiegels
Was genau macht ein Gebäude nachhaltig? Ähnlich umfassend und vielfältig wie der Begriff der Nachhaltigkeit sind auch die Kriterien für den Erhalt des Qualitätssiegels. Zunächst gibt es einige Grundanforderungen:
- Komfort & Funktionalität: Barrierefreiheit, thermischer Komfort, Beleuchtung, Schallschutz
- Ressourceninanspruchnahme und Umweltwirkung: Flächeninanspruchnahme, Ressourceninanspruchnahme und Wirkungen auf die Umwelt, Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit, Gesundheits- und Umweltfreundlichkeit der Bauprodukte, Trinkwasserbedarf
- Effizienz, Kosten und Wertstabilität: Flexibilität bei sich ändernden Bedürfnissen der Bewohner, effiziente Nutzung der Fläche, optimale Nutzung des Gebäudes
Zusätzlich zu den Grundanforderungen müssen Gebäude die sogenannten „besonderen Anforderungen“ erfüllen, um das Qualitätssiegel erhalten zu können. Hierbei handelt es sich um ausgewählte Merkmale nachhaltiger Gebäude, die ein besonders hohes öffentliches Interesse haben.
- Treibhausgase und Primärenergie: Grenzwerte für die Emission von Treibhausgasen sowie für den Bedarf an nicht erneuerbarer Primärenergie (PEne) im Gebäudelebenszyklus
- Nachhaltige Materialgewinnung: Ein Mindestanteil der verbauten Hölzer, Holzprodukte und Holzwerkstoffe müssen aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen
- Schadstoffvermeidung in Baumaterialien: Konkrete Anforderung an die verwendeten Baustoffe
- Altersgerechtes Wohnen: Erfüllung der sogenannten „ready“-Kriterien, die das Wohnen mit körperlichen Einschränkungen vereinfachen
Details zu den Kriterien der Zertifizierung finden Sie im Handbuch des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude. Das Handbuch und viele weitere Detailinformationen werden auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen angeboten.
Nachhaltigkeitsexpertinnen- und -experten unterstützen bei der Zertifizierung
Wie kommen Sie an das Nachhaltigkeitszertifikat für Ihr Haus? Der erste Schritt, den Sie als Bauherrin oder Bauherr gehen sollten, ist die Beauftragung einer Nachhaltigkeitsexpertin oder eines Nachhaltigkeitsexperten. Diese beraten sie bei der Planung und Ausführung des Bauprojekts, stellen die für die Zertifizierung notwendigen Unterlagen zusammen und übergeben sie an die Zertifizierungsstelle.
Eine Nachhaltigkeitsexpertin oder einen Nachhaltigkeitsexperten finden Sie über die Zertifizierungsstellen.
Mit Nachhaltigkeitszertifikat von günstigem KfW-Förderkredit profitieren
Mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude und der Einhaltung der Effizienzhaus-Kriterien erfüllen Sie die Voraussetzungen, Ihr Bauvorhaben mit den attraktiven Konditionen für Effizienzhäuser der Nachhaltigkeitsklasse fördern zu lassen. Sie können dann einen vergünstigten Förderkredit aus dem KfW-Programm „Klimafreundlicher Neubau“ in Höhe von 150.000 Euro beantragen. Ohne Nachhaltigkeitszertifizierung liegt der Kredithöchstbetrag bei 100.000 Euro.
Gut zu wissen: Die KfW-Förderung beantragen Sie, bevor Sie mit Ihrem Vorhaben beginnen. Mit Ihrem Antrag geben Sie zunächst die Absicht an, ein Effizienzhaus der Nachhaltigkeitsklasse zu bauen, schließlich liegt Ihnen das Qualitätssiegel zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor. Die Zertifizierungsstelle vergibt es nach der Fertigstellung des Neubaus und der Prüfung aller Unterlagen. Nach der Durchführung des Bauvorhabens reichen Sie die Zertifizierung zusammen mit anderen Nachweisen über Ihre Hausbank bei der KfW ein.